Schneeeulen in Kanada - Bruno Wägli

Die faszinierenden lautlosen und tagaktiven Jäger des Nordens sind fast so gross wie der bei uns heimische, aber leider seltene Uhu. Ihr Lebensraum sind die Tundren rund um den Nordpol, d.h. Island, Nordskandinavien, Sibirien, Alaska, Nordkanada und Grönland. Zum Überwintern ziehen sie südwärts und eine gute Möglichkeit, sie zu beobachten, ergibt sich auf den in dieser Jahreszeit brachliegenden und meist zugeschneiten Feldern im Norden der USA und in Kanada.

Schneeeulen sind Bodenbrüter und suchen sich ihre Nistplätze in unmittelbarer Nähe von grossen Populationen von Lemmingen, ihrer bevorzugten Nahrung. Je nach Nahrungsangebot umfasst ein Gelege 3 bis 11 Eier. Im Winter besteht ihre Diät hauptsächlich aus Mäusen, wobei 8 bis 10 Exemplare pro Vogel vertilgt werden.

Schneeeulen werden ca. 10 Jahre alt und ca. 55 bis 65 cm gross. Ihre Flügelspannweite beträgt 145 bis 160 cm und sie wiegen ca. 2 kg. Weibchen sind deutlich grösser als Männchen. Das Gefieder der Weibchen und jungen Männchen ist stark gebändert oder gefleckt, während dasjenige älterer Männchen fast reinweiss werden kann. Eine Besonderheit sind die stark befiederten Beine mit den scharfen Krallen.  Die Flügelfedern von Eulen haben wie Kämme geformte Fortsätze. Diese verwirbeln die Luft, was ihnen den nahezu lautlosen Flug gestattet. Eine ähnliche Funktion hat der fellartige Flaum, der auf der Oberfläche der Flügel zu sehen ist.

Ihre Augen ermöglichen es Eulen, Gegenstände sowie ihre Beutetiere aus grosser Distanz räumlich zu sehen und Geschwindigkeiten und Abstände abzuschätzen. Sie sind unbeweglich, stattdessen können die Tiere ihren Kopf bis zu 270° drehen, was ihr Gesichtsfeld stark erweitert. Diese Besonderheit verdanken Eulen ihren 14 Halswirbeln, doppelt so vielen, wie Säugetiere (und auch Menschen) haben. 

Im Norden der USA und in Kanada gibt es verschiedene Anbieter, die in Zusammenarbeit mit den Landbesitzern im Januar und Februar geführte Touren zur Beobachtung von Schneeeulen anbieten. In der Regel werden die Vögel mit Mäusen angefüttert, da nur so eine realistische Chance auf gute Bilder besteht.

Die fotografische Herausforderung besteht darin, den weissen Vogel vor oft weissem Hintergrund mit einer langen Brennweite abzulichten. Da die Temperaturen leicht in die Region von -25° bis -30°C sinken können und zudem oft ein eisiger Wind bläst, ist dicke, warme Kleidung angesagt, was die Bedienung der Kamera nicht vereinfacht. Belohnt wird man aber mit faszinierenden Aufnahmen, die sich auch sehr gut als High Key- oder Schwarzweiss-Bilder eignen.