Bereits im Frühjahr 2020 wollte ich zusammen mit Fotofreunden in Finnland Wölfe fotografieren. Der miese kleine Übeltäter namens Corona machte uns einen Strich durch unsere Rechnung, leider auch im Frühling 2021.
Im Mai 2022 war es dann soweit, trotz geopolitischer Spannungen. In der Nähe von Kuhmo hatten wir bei Nico Hides gebucht. Auf seinem Instagramm-Account und auf Youtube sind viele Beiträge von ihm zu finden. Entsprechend hoch war unsere Erwartungshaltung.
Von Kuhmo aus fährt man eine knappe Stunde bis ca. 3 km an die finnisch-russische Grenze. Dann geht es zu Fuss ca. 2 km bis zu den Hides, die auf einer Waldlichtung stehen. Da die beste Chance auf Sichtung von Wölfen in den Morgenstunden und in der Abenddämmerung besteht, übernachtet man in den Hides. Das heisst, dass neben der Fotoausrüstung auch Schlafsack und Proviant mitzuführen sind. Eine Kamera, die hohe ISO-Werte zulässt, und ein lichtstarkes Tele mit 400 bis 600 mm bieten gute Voraussetzungen in den oft anspruchsvollen Lichtsituationen.
In den ersten 4 Tagen, bzw. Nächten, zeigte sich rein gar nichts: keine Wölfe, keine Bären, keine Vielfrasse, nicht einmal ein Fuchs. Dafür wurden wir am Freitag, unserem letzten Tag, für unsere Geduld reichlich belohnt. Morgens zeigten sich 4 Wölfe relativ kurz, aber am späten Nachmittag ganze 3 Stunden lang. So gelangen die gewünschten und erhofften Bilder.
Seit 1995 ist der Wolf in der Schweiz präsent, seit 2012 lebt das erste Wolfsrudel im Calandagebiet. Heute sind 12 Wolfsrudel nachgewiesen. Die Meinungen über die Rückkehr des Wolfes gehen seither weit auseinander. Vor allem Schafzüchter in Berggebieten finden, für Grossraubtiere habe es in unserem Land keinen Platz mehr, Städter sehen es eher positiv und als Zeichen grösserer Biodiversität. Der Staat fördert und unterstützt Herdenschutzmassnahmen und entschädigt gerissene Schafe, dennoch ist vor allem im Wallis der Wolf kein gerne gesehener Bewohner.
Schade, dass diese wunderschönen und intelligenten, dabei sehr scheuen Tiere ein so schlechtes Image haben. Wenn man Gelegenheit hat, sie in freier Natur zu beobachten, erhält man ein anderes Bild.